
Wer kennt es nicht: Man tritt aus der Tür, und es schüttet nur so auf einen hinab. Der Himmel ist gesäumt von dunklen Regenwolken und will einfach nicht aufklaren. Ein schneidender Wind pfeift einem unaufhörlich um die Ohren. Die Straßen sind regennass, die Bürgersteige spiegelglatt, und die Passanten, die mit trüben Gesichtern vorbeihetzen, streben den kürzest möglichen Weg in Richtung der eigenen vier Wände an. Mit zusammengebissenen Zähnen schreitet man seiner Wege, während man sich innerlich an einen anderen Ort wünscht, einen Ort am Meer, bestenfalls eine Insel, mit Palmen und subtropischem Klima. Was man in solchen Momenten eher seltener auf dem Schirm hat ist die Vorstellung, dass es an einem solch paradiesischen Ort mitunter ganz genauso aussehen kann. Wer dieser Tage auf Madeira unterwegs ist wird feststellen, dass man auch hier den wechselhaften Witterungsverhältnissen nicht immer aus dem Weg gehen kann. Für mich, der die Insel noch für knapp zwei Monate seine Wahlheimat wird nennen dürfen, ist genau das die Gelegenheit, sich ein wenig zurückzuziehen und die vergangenen Wochen noch einmal Revue passieren zu lassen.
Ein Ort, der für sich steht
Der erste Monat nach meiner Rückkehr von meinem Heimatbesuch über Weihnachten und den Jahreswechsel kommt mir im Nachhinein betrachtet ein wenig vor wie ein zweites Kennenlernen der Insel Madeira. Viele neue Menschen kreuzten meine Wege – Freiwillige, die mit Beginn des Jahres zum Projekt dazugestoßen sind, Studenten, deren Funchal-Semester kürzlich gestartet ist, Freiwillige vom Festland, die uns besuchten, und natürlich Verwandte, die immer wieder gern gesehene Gäste sind. Allen musste natürlich die Insel gezeigt werden, sodass die letzten Wochen einem langen Roadtrip glichen. Viele der besuchten Orte kenne ich mittlerweile, doch wie auf Madeira nicht anders zu erwarten, haben sich zwischendrin auch mir noch neue, bislang unbekannte Wanderrouten, Aussichtspunkte und Bauwerke gezeigt, wobei eine Sehenswürdigkeit spektakulärer ist als die andere. Es ist eine dankbare Aufgabe, Besucher von der Schönheit Madeiras zu überzeugen, denn meistens regelt die Insel das mit ihrem Charme von ganz allein.
Eine schöne Woche mit der Familie
Meine Schwester Lena, die mich Ende August nach Madeira begleitet und mit der ich die erste Woche auf der Insel gemeinsam verbracht hatte, kam noch einmal zu Besuch, diesmal gemeinsam mit ihrem Freund Philipp. Selbstredend galt es, auch den beiden die Insel ein wenig näherzubringen. Neben Rundgängen durch Funchal und dem Genießen lokaler Spezialitäten (bedauerlicherweise ist nicht jede davon wohlbekommen) unternahmen wir zwei Roadtrips, einen in den Westen, den anderen in den Osten Madeiras. Am letzten Abend stand der obligatorische Besuch des Marítimo-Heimspiels an. Gegner war der Großklub des FC Porto mitsamt seiner Anhängerschaft, in deren Mitte auch wir uns etwas unfreiwillig und aufgrund der ungenauen Sitzplatzbeschreibung wiederfanden. Da Porto das Spiel gewinnen konnte, blieb aber alles friedlich und heiter. Gut erholt traten die beiden schließlich den Heimweg an, und am darauffolgenden Tag fand auch ich mich auf dem Flughafen ein.
Lissabon
Mein Mitbewohner Gabriel, dessen Madeira-Zeit am kommenden Sonntag enden wird, wollte vor seiner Abreise noch einmal einen Kurztrip nach Lissabon unternehmen. Ich hatte nichts dagegen einzuwenden, und so war es beschlossene Sache, in Richtung Nordosten aufzubrechen und der sehenswerten Hauptstadt einen Besuch abzustatten. Zusammen mit einigen Freiwilligen vom Festland, die Gabriel bei seinem On Arrival-Training kennengelernt hatte, mieteten wir ein preiswertes Hostel und verlebten abermals eine gute Zeit. Da die Flüge ohne Komplikationen verliefen, war ich rundum zufrieden, als wir am Abend des vergangenen Sonntags wieder wohlbehalten „daheim“ in Funchal eintrafen.
Ausblick
Noch werden die Koffer nicht gepackt, steht doch auch für die nächsten Wochen wieder einiges an. Meine Eltern werden zu Besuch kommen, die Portugiesisch-Prüfung rückt näher, und auch im Rahmen meiner Guide-Tätigkeiten warten noch viele interessante Begegnungen. Gleichwohl sagen die Wetteraussichten eine mittelfristige Besserung voraus, und friedlich ist es sowieso wie an momentan kaum einem anderen Ort. Ich freue mich hier zu sein.