Freizeit
Den November begann ich so, wie ich ihn auch aufhören würde: krank. Der plötzliche „Wetterumschwung“ – es waren noch immer um die zwanzig Grad, aber es fühlte sich doch um einiges kälter an – hatte nicht nur mich, sondern auch einige meiner Mitbewohner:innen erwischt und uns Husten und laufende Nasen beschert. Davon ließen wir uns aber nicht runterkriegen und entdeckten während der Wochenenden und in unserer Freizeit mehr von Lissabon und der Umgebung.
Der größte Ausflug brachte mich und drei meiner Mitbewohnerinnen (Laura, Maria, Greta) nach Sintra, einer Stadt mit vielen Burgen und weiteren Sehenswürdigkeiten. Die Fahrt mit Zug und Bus kostete uns bis zu der ersten von uns besichtigten Burganlage, Castelo dos Mouros, um die zwei Stunden. Dabei ist zu erwähnen, dass der Bus, welchen wir nur innerhalb Sintras für eine kurze Strecke bis unter die Burg nehmen sollten, natürlich nicht auftauchte, bzw. zu spät kam. Nachdem wir dann aber letztendlich doch unterhalb der Burg ankamen, lag vor uns noch ein mehr oder wenig langer Marsch durch eine kleine Häuseransammlung und dann durch einen tiefgrünen Wald, in dem es, wie auch sonst in Sintra, sehr feucht war. Wir gingen durchgehend bergauf und schon bald konnten wir die Stadt von oben sehen und erkennen, wie vernebelt es um uns herum war. Unsere Erkältung erschwerte uns den Weg etwas, doch schon bald kamen wir am Castelo dos Mouros an, wo wir kurz Rast machten und etwas aßen. Schnell fanden wir dann auch das Highlight der Burg: eine zutrauliche, weiße Katze, die Nahe der Kasse ihr Lager aufgeschlagen hatte und die wir Schneefuchs nannten. Aber auch ansonsten ist die Burg, bei welcher die alten Mauern und Türme begehbar sind, sehr sehenswert.
Unser zweites Ziel des Tages war der deutlich bekanntere Palácio Nacional da Pena. Die Eintrittspreise waren höher und der knallrot und -gelbe Palast von deutlich mehr Touristen besucht. Um den Palast selbst betreten zu können, mussten wir sogar ein wenig warten. Von innen ist es zwar auch sehenswert, das eigentliche Highlight sind wohl aber die knalligen Farben des Palastes. Leider war ein Großteil für uns meistens im Nebel verschwunden, aber man konnte doch einen guten Eindruck des Gebäudes bekommen. Auch sehenswert sind die Gartenanlagen, welche wir uns zu dem Zeitpunkt schon müde und hungrig nur träge und auch nicht vollständig anschauten. Zu finden sind aber verschiedene Becken, Pavilions und große Kreuze.
Der Rückweg war lang und zäh, aber wir schafften es in einem Stück und trocken – denn es regnete so gut wie den ganzen November immer hin und wieder – zurück in unser Haus, Casa Europa.
Die restlichen Wochenenden verbrachten wir damit, durch die Stadt zu bummeln und Museen zu besuchen. Besonders herausstechend war der Palácio Nacional da Ajuda, welchen wir nur zufällig besuchten, weil der botanische Garten um die Ecke leider geschlossen war und das Museu Calouste Gulbenkian, welches viele verschiedene Ausstellungsstücke beherbergt.
Weiterhin beschloss ich, dass ich mich gern an den typisch portugisischen Brigadeiros (eine Art Trüffel-Praline) versuchen würde. Also versuchte ich alle Zutaten in einem Supermarkt zu finden, doch Kakaopulver scheint hier ohne zusätzlichen Zucker nicht weit verbreitet zu sein. Ich machte mich trotzdem an die Arbeit.
Alles, was Ihr für Brigadeiros braucht:
- Kondensmilch
- Kakao
- Butter
- Schokosträusel
Rezepte sind ganz einfach im Internet zu finden und obwohl sie alle so einfach klingen, ging bei mir nur wenig nach Plan, was wohl an dem falschen Kakaopulver gelegen hat. Also beschloss ich einfach mehr Pulver als nötig zu verwenden und noch etwas Mehl dazu zu nehmen, da meine Schokoladenmischung nicht fest genug werden wollte. Wie auch immer schaffte ich es dann mit der Hilfe zweier Mitbewohner die Brigadeiros in Streuseln zu rollen und sie schmeckten sogar gut – auch wenn wir schnell Bauchschmerzen von ihnen bekamen.
São Martinho
Mitte November wurde in Portugal São Martinho (Sankt Martín) gefeiert. Hier wird das Fest nicht mit einem Laternenumzug, sondern dem Essen gerösteter Kastanien gefeiert. Mit den Kindern und meinen Kollegen auf der Arbeit bin ich ins Zentrum der Stadt Oeiras gegangen, wo Musik gespielt und Kastanien und Popcorn verteilt wurde. Ich tauschte mich mit allen über die portugisischen und deutschen Sankt Martín Traditionen aus und besprach, was es mit dem Karnevalanfang am 11.11. in Köln zu tun hatte.
Auch den Tag nach Sankt Martín konnte man an bestimmten Stellen noch immer kostenlos geröstete Kastanien bekommen – in den zwei Tagen wurden wohl mehrere Tonnen Kastanien in Lissabon verspeist.
On-Arrival-Training
Mein On-Arrival- Training fand vom 27.11. bis zum 02.12. in Braga, einer Stadt im Norden Portugals, statt. Bei dem Training bekommen Freiwillige aus Portugal die Möglichkeit, sich mit anderen Freiwilligen zu vernetzen, neues über einen ESK an sich zu lernen und Fragen zu stellen. Das Training hat viele Gruppenübungen enthalten, es wurde uns allen aber auch Zeit zum Reflektieren gegeben. Was haben wir währen unseres Aufenthaltes schon gelernt? Was wollen wir noch lernen? Welchen Impakt haben wir auf unser Umfeld? Das waren alles Fragen, die uns während der Woche beschäftigten.
Ganz anders als die restlichen Tage war aber der Montag, an dem alle Teilnehmer:innen des Trainings zu einem Event eingeladen worden sind, welches „O futuro já começou“ (Die Zukunft hat bereits begonnen) hieß. Dort sprachen verschiedenste Leute über Rechte, Freiwilligenarbeit und eigene Erfahrungen. Das Highlight war dann aber wohl, dass auch der Präsident der Republik eine Rede mit einer anschließenden Fragerunde hielt. Leider war die meiste Zeit über die simultane Übersetzung nicht besonders gut, weswegen es nach einiger Zeit doch recht anstrengend wurde dem Geschehen zu folgen.
Anschließend an die Veranstaltung schauten wir mit allen Besuchern und auch dem Präsidenten zusammen ein Fußballspiel (Portugal gegen Uruguay, wenn ich mich recht erinnere). Daraufhin gab es auch noch eine Preisverleihung für verschiedene Organisationen, die den Austausch von Freiwilligen unterstützen. Da gewann auch meine Organisation, ProAtlântico, einen Preis. Die Verleihung wurde immer wieder durch musikalische und künstliche Acts unterbrochen, was ein schöner Abschluss des Tages war.
Leider wurden die meisten und so auch ich während des Trainings krank, sodass ich mich danach sogar noch krankschreiben lassen musste.
Im Dezember ist Weihnachten und ich freue mich schon auf meine freien Tage, die ich in Faro, im Süden des Landes, mit meiner Mitbewohnerin Greta verbringen werde. Ich hoffe, dass es nicht allzu viel regnet.
Außerdem planen ich und meine Mitbewohner:innen zu wichteln, weshalb ich noch Geschenke für mein Wichtelkind besorgen muss. Auch ansonsten freue ich mich schon auf die Weihnachtszeit, auch wenn hier ganz sicher kein Schnee fallen wird. Vielleicht wird es nur noch etwas kälter, als es momentan (immer um die 17 Grad) ist.