Ankunft 

Am ersten Oktober landete mein Flugzeug aus Amsterdam mit gut zwei Stunden Verspätung gegen neun Uhr abends in Lissabon. Am Ende des Fluges hatte ich auch einen wunderschönen Blick auf die Stadt und den tiefrosanen Sonnenuntergang über dem Atlantik. Und dann war ich plötzlich auf portugiesischem Boden – und hatte keine Ahnung wohin. Erst einmal natürlich meinen Koffer abholen (der als einer der Letzten auf dem Band landete und somit für extreme Nervosität bei mir sorgte), mir etwas zu trinken kaufen und dann herausfinden, wo genau ich hin musste. Zu meinen Glück wurde ich nämlich von meiner Organisation im Land, ProAtlântico, am Flughafen abgeholt und zu meiner Unterkunft, ein großes Haus namens Casa Europa, gebracht. Es war letztendlich alles leichter als gedacht. Ich wurde mit einem Bulli zusammen mit zwei anderen Freiwilligen abgeholt und traf so auch schon eine meiner Mitbewohner:innen. 

Irgendwie schafften wir es ins Haus, auch wenn wir nicht wussten, wie genau man denn jetzt das Tor und vor allem die schwer zu öffnende Tür öffnen sollte. Und dann traf ich auch schon alle anderen Bewohner des Hauses. Ein Großteil der Leute in meinem Flur, wir sind 12 Leute im dritten Stock und teilen uns jeweils zu zweit ein Zimmer, ist deutschsprachig (Deutschland, Österreich und gemischte Hintergründe) – aber auch andere Nationen sind vertreten. Griechenland, Italien und Frankreich, um nur manche zu nennen. 

Es waren schon Nudeln gekocht worden, von denen ich mir welche nehmen durfte. Nach der langen Reise war ich ausgelaugt und müde, doch über das Essen lernte ich meine Mitbewohner:innen kennen und fühlte mich – überraschenderweise, wo man sonst doch immer etwas Zeit braucht, um sich einzuleben – direkt wohl. 

Danach durfte ich endlich das Bett in meinem ausreichend großen Zimmer, das ich mir mit einer weiteren Deutschen, Greta, teile, austesten. Die ersten Nächte war ich so müde von den vielen Eindrücken, dass ich gar nicht merkte, ob es bequem ist oder nicht, doch inzwischen kann ich sagen, dass man hier sehr gemütlich schlafen kann – selbst die Nebengeräusche von der Straße und den Schienen stören mich nicht. 

Die ersten Tage und die Arbeit 

Ich wusste noch nicht, wann genau ich mit dem Arbeiten anfangen würde und war jederzeit vorbereitet. Die ersten Tage verbrachte ich aber damit, mit meinen Mitbewohner:innen die Gegend zu entdecken und von ProAtlântico in Sachen Metrokarte, Steuernummer und Rechte als Freiwillige:r eingewiesen zu werden. Bei den Meetings mit der Organisation lernte ich auch alle anderen Freiwilligen aus ganz Europa kennen. Alle hier sind wirklich freundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit. Die meisten Freiwilligen arbeiten mit Menschen mit Beeinträchtigungen oder mit Kindern, manche aber helfen in Archiven oder Bibliotheken verschiedener Museen aus. Das Angebot an Aufgaben ist also breit gefächert. 

Dann fand ich heraus, wann ich anfangen würde zu arbeiten. Von einem Mitarbeiter von ProAtlântico, wurde ich zu dem Community Center, in dem ich arbeite, gebracht. Dort habe ich meine Chefinnen und weitere Mitarbeiter kennengelernt. Sie alle sprechen Englisch, worüber ich sehr froh bin, denn vor allem zum Anfang des Monats habe ich noch kein Gefühl für die Sprache entwickelt. Ich arbeite auch mit einer weiteren ESKlerin aus Spanien zusammen. 

Am nächsten Tag begann ich auch schon mit der Arbeit. Meine Hauptaufgabe ist es, die Kinder (zwischen 6 und 18 Jahren) bei Schulaufgaben zu unterstützen. Weiterhin spiele ich aber auch Spiele mit ihnen, helfe beim Klavierspielen und gebe seit neustem sogar Gitarrenunterricht für einen Teil der Kinder. Ich fühle mich in meiner Arbeit sowohl von den Kindern als auch von meinen Mitarbeiter:innen sehr wertgeschätzt. Mit meinem ausgeprägten Wissen für Englisch werde ich vor allem in diesem Bereich eingesetzt und denke, dass ich die Kinder mit meiner Hilfe gut voranbringen kann. Inzwischen versuchen sogar einige von ihnen mit mir Englisch zu reden und ich lerne Portugiesisch. Jetzt, Ende Oktober, kann ich auch sagen, dass ich vor allem durch meine Arbeit und die Interaktion mit den Kindern viele neue Wörter und Phrasen gelernt habe und langsam ein Gefühl für die Sprache bekomme. 

Freizeit und Sehenswürdigkeiten 

Mit dem Anfang der Arbeit kam das Ende der freien Tage und des – wie es sich anfühlte – nicht endenden Entdecken Lissabons und seiner Umgebung. Dabei fingen wir, ich und meine Mitbewohner:innen, die Stadt wirklich erst an kennenzulernen, als wir einfach abends für einen Spaziergang hinausgingen, Geheimtipps für verschiedene Museen und Restaurants hatten und nicht immer unsere Ausflüge im Voraus planten. Langsam kam die Realisation, dass ich nicht als Tourist in Lissabon war, sondern wirklich für 10 Monate hier leben würde. 

Falls ihr mal in Lissabon sein solltet, kann ich folgende Dinge schon jetzt empfehlen: 

  • Museu Nacional do Azulejo 
  • Torre de Belém 
  • Mosteiro dos Jerónimos 
  • São Vicente de Fora
  • Praça do Comércio 
  • LX Factory 
Der Torre de Belém
Mosteiro dos Jerónimos
Ich auf dem Dach des São Vicente de Fora

Ansonsten befindet sich in der Nähe auch die Stadt Sintra, welche mit ihren Burgen und Gärten sehr sehenswert ist. 

Weiterhin kann ich auch die umliegenden Strände und Klippen nur empfehlen. Die Gegend um Cascais ist sehr schön. 

Aktivitäten, die ich ausprobiert habe, sind z.B. auch surfen, was mir erstaunlich viel Spaß gemacht hat oder das Besuchen von Freilicht-Konzerten oder einfach das Schwimmen im meist recht kühlen Atlantik. 

Die Tram in Lissabon
Das Meer vor der Haustür
Natur in Cascais

Abgesehen von den Ausflügen verbringe ich meine Zeit weiterhin mit Duolingo, dem Einkaufen von Lebensmitteln und damit, mit meinen Mitbewohner:innen am Esstisch zu sitzen und uns zu unterhalten. Immer abends finden sich einige von uns in der Küche wieder und wir tauschen uns über unseren Tag und die Arbeit aus und planen neue Ausflüge. Inzwischen fühlt es sich so an, als würden wir uns schon eine Ewigkeit kennen, dabei wohnen wir gerade einmal einen Monat zusammen. 

Halloween 

Halloween wurde bei meiner Arbeit nicht gefeiert, dafür haben wir im Casa Europa für Halloweenstimmung gesorgt. Komplett ungeplant und ohne irgendwelche Utensilien, beschlossen wir alle gemeinsam im dritten Stock uns zu verkleiden, um dann im Hof eine Runde Flunkyball zu spielen, uns wieder in die Küche zu setzen und nachts nach Lissabon reinzufahren. Ich muss sagen, dass alle Kostüme recht gut geworden sind, dafür, dass wir keinerlei Vorbereitung hatten. Dass wir überhaupt in die Stadt fahren würden, hatten wir erst den Tag davor entschieden. An Kostümen hatten wir alles von Kürbissen bis hin zu Archäologen-Mumien. Ich selbst habe mich als Marla Singer aus dem Film „Fight Club“ verkleidet und hatte sogar noch meinen einen Gegenpart, den Erzähler, in Laura, einer Mitbewohnerin von mir, gefunden. 

Lissabon war in der Nacht noch überlaufener als sonst, da der 01.11. auch ein Feiertag in Portugal ist und somit alle die Nacht in verschiedenen Clubs, Bars und anderen Lokalitäten oder einfach auf der Straße mit anderen Verkleideten verbrachten. Wir hörten, wie auch sonst meistens, viele verschiedene Sprachen, wobei Deutsch und Italienisch wie auch normalerweise dominierten. Ich habe erzählt bekommen, dass die Deutschen und die Italiener sich immer um den ersten Platz als höchste Anzahl an Studierenden aus dem Ausland „zanken“. Ich kann bestätigen, dass man hier in Lissabon wirklich viele Deutsche trifft – kein Tag ist vergangen, an dem ich kein Deutsch auf der Straße, im Zug oder im Restaurant gehört habe. 

Erwartungen für November 

Momentan regnet es doch recht viel, deswegen hoffe ich, dass es die nächsten Wochen wieder besser wird. Aber auch mit Regen habe ich viele verschiedene Sachen, meist Museumsbesuche, geplant. Meine freie Zeit möchte ich nutzen, um noch mehr von Lissabon und der Umgebung zu entdecken. Außerdem steht auf meiner To-Do-Liste auch noch einmal im November im Atlantik zu schwimmen. 

Für Ende November habe ich auch die Zusage für mein On-Arrival-Training bekommen, welches ich im Norden des Landes, unweit von Porto, absolvieren werde. Darauf freue ich mich schon jetzt. 


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