Dort leben, wo andere Urlaub machen – ich denke, diese Floskel beschreibt mein derzeitiges Leben nur allzu treffend. Tag für Tag, Woche für Woche treffen neue Touristen auf Madeira ein, folgen auf andere, die abreisen, und werden schon bald ihrerseits zu Abreisenden, denen wiederum neue Touristen nachfolgen. Ich hingegen bleibe der Insel erhalten und verbringe, wenn man so will, einen nicht endenden Urlaub.

Kurztrip

Doch tatsächlich zog es auch mich mal raus aus dem Paradies, das mit dem Flugzeug schnell zu erreichende portugiesische Festland lockte für einen kurzen Städtetrip. Gemeinsam mit Zoe und Julia, zwei österreichischen Freiwilligen, machte ich mich deshalb auf den Weg nach Porto, um dort Mitte Oktober für vier Tage ein wenig Kultur und Kulinarik zu erleben. Durch die preiswerte Porto Card bekamen wir zahlreiche Rabatte auf öffentliche Verkehrsmittel, Museen, Führungen und natürlich auch auf einige der berühmten Portweindestillerien am Ufer des Duero-Flusses. Als ich schließlich am letzten Urlaubsabend zufrieden auf ein paar schöne Tage zurückblickte, konnte ich noch nicht ahnen, welcher Schreckmoment mir noch bevorstand. So hätte ich dank einer unerklärlichen Leichtsinnigkeit am Abreisetag beinahe den Rückflug verschlafen! Letztlich war es vor allem eine gehörige Portion glücklicher Zufälle, die mich doch noch rechtzeitig ans Gate und später dann sicher wieder zurück nach Funchal brachte.

Ein eindrucksvoller Blick über Porto bietet sich von der Duero-Brücke aus (l.). Für kulinarischen Genuss weiß die Stadt ebenfalls zu sorgen (r.).

Besuch aus der Heimat

Ebenfalls in den vergangenen Oktober fiel der Besuch meiner Eltern, die nach einigen Aufenthalten auf dem portugiesischen Festland nun zum ersten Mal auch einen Urlaub auf Madeira verbrachten. Ich freute mich sehr über ihren Besuch und konnte mit ihnen eine schöne Zeit verbringen. Wir unternahmen einige Ausflüge und testeten das gastronomische Angebot, außerdem zeigte ich ihnen meine Wohnung, meinen Arbeitsplatz und einiges von der Stadt Funchal. Auch selbstständig erkundeten sie verschiedene Gegenden Madeiras und gewannen somit einen guten Eindruck von der Insel. Als sie dann schließlich die Heimreise antraten, fühlte ich mich zunächst wieder – ähnlich wie damals bei meinem Abschied von Zuhause – ein wenig zurückgelassen. Diesmal konnte ich dieses Gefühl aber deutlich schneller bewältigen als noch Ende August, was ich für ein gutes Zeichen halte, angekommen zu sein. Auch war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder der einzige Mecklenburger auf weiter Flur, hatte ich doch zwei Tage nach dem Rückflug meiner Eltern eine Stadtführung mit sechs deutschen Urlaubern, unter denen sich vier Bekannte aus meiner Heimatstadt befanden. Zufällig hatten sie sich im Vorfeld ihrer Reise mit meinen Eltern über ihren geplanten Madeira-Aufenthalt unterhalten und natürlich sofort den Tipp bekommen, eine Tour mit mir als Guide zu buchen. Ich freute mich, weitere Bekannte auf der Insel zu begrüßen und mein Wissen über Funchal und Madeira in Richtung Heimat zu verbreiten.

Meine Eltern waren sehr begeistert von der Insel Madeira. Auf einer Privatführung zeigte ich Ihnen verschiedene Ecken Funchals, darunter der Parque de Santa Catarina (l.) und die Rua de Santa Maria (M.).
Auch die anderen Bekannten aus meiner Heimatstadt wurden nicht enttäuscht. Hier eine Aufnahme aus dem idyllischen Innenhof des Rathauses von Funchal (r.).

Und sonst?

Apropos Stadtführungen: Mittlerweile habe ich mein Repertoire erweitern und eine weitere Prüfung bewältigen können, dank der ich nun neben der „Wine & Sugar Culture“ auch die „Heart of the City Walking Tour“ durchführen darf. Außerdem hat unsere Gruppe die ersten Portugiesisch-Lektionen hinter sich gebracht und ich muss zugeben: Die Sprache ist kein Zuckerschlecken. Immer dann, wenn ich nach dem Erlernen neuer Vokabeln in der Sprachschule das Gefühl habe, Fortschritte zu machen, werde ich unwesentlich später bei der Konversation im Rahmen des Fußballtrainings eines Besseren belehrt. Doch irgendwie hat jeder mal angefangen. Und was den sonstigen Alltag anbelangt, läuft weiterhin alles bestens. So habe ich mich etwa zum ersten Mal überhaupt im Surfen ausprobiert – und es darf gern ein nächstes Mal geben! Auch konnte ich viele neue Leute kennenlernen, zum Beispiel die Erasmus-Studenten, die seit Anfang Oktober in Funchal sind, oder Daniel, einen französischen Kumpel meines Mitbewohners Gabriel, der für einige Tage zu Besuch gekommen ist. Auch mit ihm haben wir einiges unternommen, darunter verschiedene Wanderungen und der Besuch eines Spiels von Nacional Funchal, dem zweiten örtlichen Profifußballclub. So kann ich festhalten, auch nach über zwei Monaten weiterhin sehr zufrieden mit meinem Inselleben zu sein. Ich bin gespannt, was mich hier noch alles erwarten wird.

Wohin man auch fährt, auf Madeira bietet sich in nahezu jedem Winkel ein Blick, der das Foto wert ist. Nur ein paar Beispiele dafür sind das Wandergebiet bei Ribeiro Frio (l.), die Lorbeerwälder rund um Rabaçal (M.), die Aussichtsplattform in Faial (r.) sowie die Wanderroute zwischen Machico und Porto da Cruz (großes Bild ganz oben).

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